Die ersten Formen von Peitschenkreiseln wurden bereits 2000 v. Chr. in Ägypten und etwa 1250 v. Chr. in China entdeckt. Eine erstmalige schriftliche Erwähnung finden sie in Unterlagen aus der Zeit Alexanders des Großen um 1344 v. Chr. Und wurden um 18. und 19. Jahrhundert populär. Die Verbreitung der Peitschenkreisel scheint global zu sein, da Beispiele sowohl in Europa, Amerika, im Nordosten Asiens, den pazifischen Inseln, Indien und Afrika zu finden sind. In der Literatur gilt häufig China als Erfindungsland der Peitschenkreisel, von wo aus sie von Seeleuten auf ihren Reisen im 14. Jahrhundert nach Europa gebracht wurden. Andere Quellen vermuten den Ursprung in anderen Teilen der Welt, wie beispielsweise Ägypten. Die von einander unabhängige Entwicklung der verschiedenen Kreiselarten ist heute mit Hilfe von Studien über noch heute primitiv lebende Volksstämme bewiesen. Auch hier finden sich eigens erdachte Kreisel, ohne dass hier ein Wissen über andere, höhere Kulturen vorliegt.
Peitschenkreisel besitzen häufig die klassischen Kegelform und werden aus Holz, gebranntem Lehm oder in einigen Fällen aus Stein hergestellt. Im 18. Jahrhunderts wurden schwere Peitschenkreisel aus Eisen hergestellt, um diese auf zugefrorenen Teichen oder Seen laufen zu lassen. Im Vergleich zu anderen Kreiseln besitzen Peitschenkreiseln keinen Stiel, der den impulsgebenden Schwung weitergeben müsste. Früh wurde erkannt, dass sich kleinere Ungenauigkeiten in der Konstruktion nur gering auf das Laufverhalten auswirken und durch einen konstanten Rhythmus beim Antreiben durch die Peitsche ausgeglichen werden können.
Der Gemeindekreisel (ein Peitschenkreisel) wurde nicht nur Freizeitgestaltung entwickelt oder um sich
körperlich zu betätigen, sondern um ein angemessenes Verhalten zu trainieren. Daneben wurde er genutzt,
um Wettkämpfe zwischen konkurrierenden Städten zu veranstalten. Der Gemeindekreisel in seiner
klassischen Form hat nicht überlebt, entsprechende Zeichnungen lassen aber die Vermutung zu, dass dieser
sehr groß (wohlmöglich bis zu 20 Zentimeter hoch) war und damit etwa 1 kg wog. Das konstante Antreiben
des Kreisels dürfte wohl einen so hohen Kraftaufwand bedurft haben, dass dies von mehr als einem
Erwachsenden durchgeführt wurde. Es ist außerdem überliefert, dass diese Form des Sportes sich durch die
hohe körperliche Anstrengung gut dazu eignete, an kalten Tagen den Körper warm zu halten.
Um einen Peitschenkreisel anzutreiben, muss dieser im wahrsten Sinne des Wortes von der Seite her ausgepeitscht werden. Es bedarf eines kontinuierlichen Schlagens, um den Schwung über einen längeren Zeitraum aufrecht zu erhalten. Das Material der Peitsche war immer schon von entscheidender Bedeutung. In Europa wurde hierfür traditionell Aalhaut verwendet, die um einen günstig und weich, zum anderen sehr widerstandsfähig war. In Amerika, Asien oder primitiveren Kulturen verwendeten die Menschen verschiedene Häute, Fasern oder gewebte Bänder.
Die gesellschaftliche Bedeutung von Kreiseln zeigt sich im Falle von Peitschenkreiseln besonders gut. Im klassischen Griechenland war das Spiel mit dem Kreisel bei beiden Geschlechtern üblich, wie Malereien auf Gemälden und Tonwaren aus dieser zeit belegen. Auf den pazifischen Inseln und im Nordosten Asiens, war die Verwendung von Kreisel primär ein Männersport, an dem nur selten Mädchen oder Frauen teilnahmen. Auch in Europa war das Spiel mit dem Kreisel für Frauen eher unüblich. Interessanter Weise galt die Verwendung von Kreiseln immer als offiziell akzeptierte Form des Spielens, was beispielsweise die 1591 veröffentlichten Statuten der Harrow School in England belegen. Dort heißt es: „Den Schülern ist es untersagt zu spielen. Außenahmen bilden Donnerstage mit schönem Wetter, Samstage oder Freizeiten nach dem Gebet. In diesen Zeiten sollen die Schüler den Kreisel antreiben, den Handball werfen, rennen oder Bogenschießen und nichts anderes.“ Der Ausdruck „den Kreisel antreiben“ meint mit dem Peitschenkreisel zu spielen, was eine günstige Form der Ertüchtigung darstellte.